Seit der Liberalisierung des Strommarktes vor einigen Jahren können Verbraucher ihren Versorger frei wählen. Die gesetzlichen Auflagen trennten die Stromhersteller von den Betreibern der Stromnetze. So können einzelnen Haushalte den Vertragspartner zur Einspeisung in das Stromnetz wählen. Der Vergleich der zahlreichen Anbieter fördert erhebliche Preisdifferenzen bei den erhobenen Strompreisen zu Tage. Die abweichende Preisgestaltung kann verschiedene Ursachen haben.

Die Erzeugung von Strom kann auf unterschiedliche Art erfolgen. Der Einsatz von Kohle, Öl oder Gas als Primärenergie hat für den verwendeten primären Energieträger abweichende Kosten. Atomkraftwerke werden in der zukünftigen Stromversorgung keine Rolle mehr spielen. Regenerative Energien sind dagegen auf dem Vormarsch. Wasser- und Windkraft werden durch Biogasanlagen und Photovoltaik ergänzt. Aus diesen und weiteren Energiequellen stellt jeder Anbieter seinen sogenannten Strommix zusammen. Die Kosten für die abgegebenen Kilowattstunden setzen sich daher aus mehreren verschiedenen Erzeugungsvarianten zusammen. Jedes Unternehmen hat eine abweichende Zusammensetzung des angebotenen Stromes und damit unterschiedliche Preise.

Unternehmen mit besonderer Ausrichtung ihrer Geschäftsphilosophie können aus der Masse der Anbieter mit höheren Preisen herausstechen. Besteht der Strommix ausschließlich oder überwiegend aus regenerativ erzeugter Energie, sind regelmäßig höhere Preise zu erwarten. Die Unternehmen rechtfertigen die Preisgestaltung mit hohem Investitionsbedarf in neue Anlagen zur Produktion ökologisch nachhaltiger Energieerzeugung. Darüber hinaus ist der Betrieb der bereits fertigen Anlagen teurer als die konventionelle Stromerzeugung. Einige Anbieter verpflichten sich mit einem Teil der Einnahmen zum Bau neuer umweltfreundlicher Anlagen. Reine Ökostromanbieter müssen sich nach festgelegten Regeln zertifizieren lassen und diese Prüfungen in regelmäßigen Abständen wiederholen. Auch diese zusätzlichen Kosten werden über den Strompreis auf die umweltbewussten Kunden abgewälzt.

Einen erheblichen Einfluss auf den Strompreis hat der gewählte Tarif. Nach wie vor wird Großkunden und Haushalten mit hohem Verbrauch der Strom im Durchschnitt preiswerter angeboten. Ökologisch bewertet ist diese Tatsache eher kontraproduktiv. Zum Tarif gehört neben der voraussichtlich bezogenen Strommenge immer eine vereinbarte Vertragslaufzeit. Kurze Kündigungsfristen erzeugen bei den Stromlieferanten keine Kundenbindung und sind daher bei ihnen unbeliebt. Lange Vertragslaufzeiten werden häufig mit günstigen Strompreisen belohnt. Oft gelten sie jedoch nur für das Anfangsjahr des Vertrages und haben später höhere Strompreise zur Folge. Unterschiedliche Preise ergeben sich weiterhin aus Bonussystemen und der Bezahlungsart. Boni werden den Kunden häufig angeboten, sind aber meist an Kundentreue gebunden. Verlässt der Kunde das Unternehmen wieder, kommt der Bonus meist nicht zur Anwendung. Vorauskasse wird regelmäßig mit sehr günstigen Strompreisen belohnt. Hier ist jedoch das Risiko der Insolvenz des Anbieters und damit der Totalverlust der Vorauszahlung für den Strom gegeben.